Eigenthum

Eigenthum

Ein Eigenthum, ein Haus und Gartenrund,
Mein Sehnen stand danach in jungen Tagen,
Den Fuß zu setzen auf den eignen Grund
Und freudig Wurzeln einzuschlagen.

Und so zu Theil ward’s mir manch’ schönes Jahr.
Mit guten Wänden und mit Blüthenzweigen
Umgab die Zeit mich; doch das Schönste war
Beschlossen still im Ruhgefühl: Mein eigen.

Im kleinen Worte welch’ geheime Kraft!
Lebendigen Antrieb gab’s zu jedem Werke,
Schuf Lust aus Mühsal rauher Wanderschaft,
War der Antäusboden muthiger Stärke.

O herrlich Gut! Ob Solchen nur gering [1],
Die hoch zum Glanz des Reichthums aufwärts steigen,
Mir war’s des Märchens goldner Zauberring. –

Wie anders heut’ klingt mir das Wort: Mein eigen.
Gleichgültig, spöttisch fast. Was, fühl’ ich, ward
Und blieb zu eigen mir? Nichts, als das Harren
Auf jenen Wagen, der vor’s Haus mir knarrt,
Von meinem Eigenthum mich wegzukarren. [2]

[zu 1] = Auch wenn es denjenigen nur gering erscheint, die …

[zu 2] In der für die Jensens mit mehreren Todesfällen im näheren Umfeld belasteten Zeit 1876/77 schreibt einmal (am 14. Januar 1877) Marie Jensen an Raabes (BRJ, 270), als sie vom Tod ihres Sohnes und ihres Vaters berichtet: „Ja, wir sitzen still und hören nichts als das schauerliche Knarren des Wagens.“